Kai sagte heute morgen im Auto:
27. September - der erste Schnee - Juchhee
Ja, es schneit. Eine dünne Puderzuckerschicht überzieht Tjumen. Die Stahlträger auf der Baustelle habe mit einem Mal etwas romantisches und meine Gedanken spielten schon mit Eisrutschen in Werchni Bor.
Aber gut, es wird sicher nicht liegen bleiben, dafür hat Väterchen Frost noch nicht genug vorgesorgt. Wäre ja auch schlimm.
Ich sitze heute auf dem Baufeld, gegenüber von Kai, am Tisch unseres Übersetzers Wladimir.
Das hat seine Gründe. Unser Büro ist zur Stunde nur noch eine Baustelle ohne Wasser und Heizung. Das Haus wird von Grund auf renoviert. Wände werden rausgebrochen, Türen inkl. Rahmen ausgetauscht, Fenster erneuert. Böden werden mittels Presslufthammer aufgehackt, der Eingang ist eine Mischung aus Betonmischwanne und Lümmelecke für Blähtonkügelchen. Absatzschühchen dürfen über ein wackeliges aufggeweichtes Brettchen gehen.
Kabel werden gezogen, Löcher mittels Kernbohrmaschinen ins Gemäuer geprügelt, Schweißer stehen Schulter an Schulter mit Verputzern im Gang. Und da dieses ganze Tun noch nicht abenteuerlich genug ist, wurde vor 3 Tagen auch noch das Wasser abgestellt. Jetzt kann sich sicher jeder von euch vorstellen, was man alles mit Wasser macht. Zum Glück gibts ja noch Wasserbehälter für den heißen Tee. Aber der Rest??!! Die Bakterien gaben uns gestern morgen zur Begrüßung schon die Hand.
Deshalb sitze ich heute Kai gegenüber und erlebe mal die Baustelle hautnah. Wenn auch nur die abgespeckte Version wegen dem Wochenende, aber das macht nichts. Ich bin schon wieder begeistert, wie alles in den letzten 2 Wochen gewachsen ist.
Dazu später, die Fotos müssen erstmal noch bearbeitet werden und außerdem muß ich hier auch was tun fürs Geld.
Пока!
Клауди
Samstag, 27. September 2008
Freitag, 26. September 2008
I am back!
Hallo ihr fleißigen Leser!
Nach Tagen, ja schon Wochen, der gähnenden Leere hier im heimelichen Russlandblog bin ich wieder allhier!
Der Zahn, oder was jetzt anstelle eines Zahnes im Kiefer steckt, heilt gut ein und mein Erhol-Akku ist schon fast wieder aufgebraucht.
In 2 Wochen kann soviel passieren, man glaubt es kaum. Mir klingelten schon nach dem halben Mittwoch im Büro die Ohren.
Aber gut, packen wirs an, am Wochenende gibts schöne neue Fotos vom Baufeld und vielleicht auch ein Foto von der Friedhofsmauer ohne Schnee.
Aber da muß ich mich beeilen, denn die ersten eisigen Flocken sind schon für Sonntag vorhergesagt *klirr*
Bis dahin...schönen Tag noch!
Liebe Grüße aus Sibirien
Claudi
Nach Tagen, ja schon Wochen, der gähnenden Leere hier im heimelichen Russlandblog bin ich wieder allhier!
Der Zahn, oder was jetzt anstelle eines Zahnes im Kiefer steckt, heilt gut ein und mein Erhol-Akku ist schon fast wieder aufgebraucht.
In 2 Wochen kann soviel passieren, man glaubt es kaum. Mir klingelten schon nach dem halben Mittwoch im Büro die Ohren.
Aber gut, packen wirs an, am Wochenende gibts schöne neue Fotos vom Baufeld und vielleicht auch ein Foto von der Friedhofsmauer ohne Schnee.
Aber da muß ich mich beeilen, denn die ersten eisigen Flocken sind schon für Sonntag vorhergesagt *klirr*
Bis dahin...schönen Tag noch!
Liebe Grüße aus Sibirien
Claudi
Donnerstag, 4. September 2008
Das Reißverschlußsystem
Normalerweise ist davon auszugehen, daß die meisten Menschen unseres Planeten den Reißverschluß kennen. Und jeder kennt auch dessen Prinzip und Funktionsweise, spätestens nach dem erfolglosen Versuch einen kaputten RV zu reparieren. Diese Funktionsweise nennt man allgemeinhin Reißverschlußsystem und es wird in den meisten Ländern auch zur Stauvermeidung auf den Straßenverkehr übertragen.
Nun, hier in Tjumen beschleicht mich oft das Gefühl, daß entweder die Reißverschlüsse nie kaputt gehen oder die bevorzugte Verschlußvariante der hiesigen Kleidung aus Knöpfen besteht.
Denn ein Reißverschlußsystem zur Vermeidung des schon alltäglichen Verkehrskollapses auf Tjumens Straßen ist hier nicht bekannt.
Stellt euch vor, es passiert ein Unfall. In Tjumen muß man mit ca. 5 Unfällen am Tag rechnen und die betroffenen Personen sind verpflichtet, ihre Karren nicht von der Unfallstelle wegzubewegen. Ob Schigulli oder Volvo Jeep, alle haben sie zu warten bis die Polizei auftaucht.
Der Stau ist also da und wir versuchen mitzukriechen in dieser Blechlawine. Die Straße ist 4!-spurig und es drängeln sich Linienbusse, Marschrutkas, PKW´s und LKW´s um die Wette. Aus allen Seitengassen versuchen sie sich noch in die Schlange reinzuquetschen. „Aber warum sollte gerade ICH den roten Lada reinlassen?“ denken sich wohl die meisten. Die Straße wird langsam 4-spurig in eine! Richtung. Es ist ein Kampf, Auge um Auge, Kotflügel um Kotflügel. Wem es zu eng wird, der kurbelt kurzerhand die Scheibe runter und klopft an die des Nachbarn um ihm zu sagen, dass der eine Zentimeter zwischen beiden Außenspiegeln nun doch nah genug sei. Das schert den anderen aber herzlich wenig, er gewinnt das Duell und zieht auch gleich 3 Spuren quer rüber.
Die Menschen in den Bussen sehen schon ganz grün aus. Sauerstoff ist in den alten Miefkisten, die früher deutsche Schulkinder übers Land gekarrt haben, nicht zu erwarten. Tasche an Beutel an Gesicht an Bierflasche an Knoblauchfahne stehen sie drin, gucken nichtssagend aufs Chaos und hoffen wohl insgeheim auf warmes Wasser in ihren Wohnungen.
Die Schlange quält sich weiter, die Auffahrt zur Brücke rückt in greifbare Nähe und langsam schieben wir uns rauf.
Plötzlich neben uns ein Auto. Wo kommt der her und vor allem, wo will er denn hin? Schwungvoll nimmt er die Steigung die zur Ausfahrt der Brücke gehört und schlägt allen anderen ein Schnippchen. Dank nicht vorhandenen Gegenverkehrs schafft er es eher auf die Brücke als wir. Dieser Glückspilz, denken wir, und schließen alle Lüftungsschlitze gegen den edlen russischen Diesel.
Ja, sowas kann schon mal ne Stunde, oder auch zwei, dauern, zum Wohle des Versicherungswesens!
Und wir freuen uns jeden Abend auf den nächsten Morgen, denn täglich grüßt das Murmeltier!
Liebe Grüße aus Sibirien
Claudi & Kai :o)
Nun, hier in Tjumen beschleicht mich oft das Gefühl, daß entweder die Reißverschlüsse nie kaputt gehen oder die bevorzugte Verschlußvariante der hiesigen Kleidung aus Knöpfen besteht.
Denn ein Reißverschlußsystem zur Vermeidung des schon alltäglichen Verkehrskollapses auf Tjumens Straßen ist hier nicht bekannt.
Stellt euch vor, es passiert ein Unfall. In Tjumen muß man mit ca. 5 Unfällen am Tag rechnen und die betroffenen Personen sind verpflichtet, ihre Karren nicht von der Unfallstelle wegzubewegen. Ob Schigulli oder Volvo Jeep, alle haben sie zu warten bis die Polizei auftaucht.
Der Stau ist also da und wir versuchen mitzukriechen in dieser Blechlawine. Die Straße ist 4!-spurig und es drängeln sich Linienbusse, Marschrutkas, PKW´s und LKW´s um die Wette. Aus allen Seitengassen versuchen sie sich noch in die Schlange reinzuquetschen. „Aber warum sollte gerade ICH den roten Lada reinlassen?“ denken sich wohl die meisten. Die Straße wird langsam 4-spurig in eine! Richtung. Es ist ein Kampf, Auge um Auge, Kotflügel um Kotflügel. Wem es zu eng wird, der kurbelt kurzerhand die Scheibe runter und klopft an die des Nachbarn um ihm zu sagen, dass der eine Zentimeter zwischen beiden Außenspiegeln nun doch nah genug sei. Das schert den anderen aber herzlich wenig, er gewinnt das Duell und zieht auch gleich 3 Spuren quer rüber.
Die Menschen in den Bussen sehen schon ganz grün aus. Sauerstoff ist in den alten Miefkisten, die früher deutsche Schulkinder übers Land gekarrt haben, nicht zu erwarten. Tasche an Beutel an Gesicht an Bierflasche an Knoblauchfahne stehen sie drin, gucken nichtssagend aufs Chaos und hoffen wohl insgeheim auf warmes Wasser in ihren Wohnungen.
Die Schlange quält sich weiter, die Auffahrt zur Brücke rückt in greifbare Nähe und langsam schieben wir uns rauf.
Plötzlich neben uns ein Auto. Wo kommt der her und vor allem, wo will er denn hin? Schwungvoll nimmt er die Steigung die zur Ausfahrt der Brücke gehört und schlägt allen anderen ein Schnippchen. Dank nicht vorhandenen Gegenverkehrs schafft er es eher auf die Brücke als wir. Dieser Glückspilz, denken wir, und schließen alle Lüftungsschlitze gegen den edlen russischen Diesel.
Ja, sowas kann schon mal ne Stunde, oder auch zwei, dauern, zum Wohle des Versicherungswesens!
Und wir freuen uns jeden Abend auf den nächsten Morgen, denn täglich grüßt das Murmeltier!
Liebe Grüße aus Sibirien
Claudi & Kai :o)
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