Donnerstag, 4. September 2008

Das Reißverschlußsystem

Normalerweise ist davon auszugehen, daß die meisten Menschen unseres Planeten den Reißverschluß kennen. Und jeder kennt auch dessen Prinzip und Funktionsweise, spätestens nach dem erfolglosen Versuch einen kaputten RV zu reparieren. Diese Funktionsweise nennt man allgemeinhin Reißverschlußsystem und es wird in den meisten Ländern auch zur Stauvermeidung auf den Straßenverkehr übertragen.

Nun, hier in Tjumen beschleicht mich oft das Gefühl, daß entweder die Reißverschlüsse nie kaputt gehen oder die bevorzugte Verschlußvariante der hiesigen Kleidung aus Knöpfen besteht.
Denn ein Reißverschlußsystem zur Vermeidung des schon alltäglichen Verkehrskollapses auf Tjumens Straßen ist hier nicht bekannt.

Stellt euch vor, es passiert ein Unfall. In Tjumen muß man mit ca. 5 Unfällen am Tag rechnen und die betroffenen Personen sind verpflichtet, ihre Karren nicht von der Unfallstelle wegzubewegen. Ob Schigulli oder Volvo Jeep, alle haben sie zu warten bis die Polizei auftaucht.
Der Stau ist also da und wir versuchen mitzukriechen in dieser Blechlawine. Die Straße ist 4!-spurig und es drängeln sich Linienbusse, Marschrutkas, PKW´s und LKW´s um die Wette. Aus allen Seitengassen versuchen sie sich noch in die Schlange reinzuquetschen. „Aber warum sollte gerade ICH den roten Lada reinlassen?“ denken sich wohl die meisten. Die Straße wird langsam 4-spurig in eine! Richtung. Es ist ein Kampf, Auge um Auge, Kotflügel um Kotflügel. Wem es zu eng wird, der kurbelt kurzerhand die Scheibe runter und klopft an die des Nachbarn um ihm zu sagen, dass der eine Zentimeter zwischen beiden Außenspiegeln nun doch nah genug sei. Das schert den anderen aber herzlich wenig, er gewinnt das Duell und zieht auch gleich 3 Spuren quer rüber.
Die Menschen in den Bussen sehen schon ganz grün aus. Sauerstoff ist in den alten Miefkisten, die früher deutsche Schulkinder übers Land gekarrt haben, nicht zu erwarten. Tasche an Beutel an Gesicht an Bierflasche an Knoblauchfahne stehen sie drin, gucken nichtssagend aufs Chaos und hoffen wohl insgeheim auf warmes Wasser in ihren Wohnungen.
Die Schlange quält sich weiter, die Auffahrt zur Brücke rückt in greifbare Nähe und langsam schieben wir uns rauf.
Plötzlich neben uns ein Auto. Wo kommt der her und vor allem, wo will er denn hin? Schwungvoll nimmt er die Steigung die zur Ausfahrt der Brücke gehört und schlägt allen anderen ein Schnippchen. Dank nicht vorhandenen Gegenverkehrs schafft er es eher auf die Brücke als wir. Dieser Glückspilz, denken wir, und schließen alle Lüftungsschlitze gegen den edlen russischen Diesel.

Ja, sowas kann schon mal ne Stunde, oder auch zwei, dauern, zum Wohle des Versicherungswesens!
Und wir freuen uns jeden Abend auf den nächsten Morgen, denn täglich grüßt das Murmeltier!

Liebe Grüße aus Sibirien
Claudi & Kai :o)

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallöli,was macht die Kunst?
Kai wollte dir mitteilen das der Bollerwagen wieder läuft.Habe ihn für Keanu fertig gemacht.
Bin seid 4.8.wieder auf Arbeit,läuft wieder alles.
Bei uns alles Gut.
Schöne Grüße Sascha